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Empowerment von Anfang an

Kinder geschlechtersensibel in die Welt begleiten

Wer Kindermode kaufen möchte, steht in den meisten Fällen zwischen einer rosa-glitzernden und eine schlicht-blauen Abteilung. Ähnlich sieht es beim Spielzeug für alle Altersgruppen aus. Und sogar Fahrräder und andere Kinderfahrzeuge werden inzwischen für Jungs oder für Mädchen markiert. „Aktuell erleben wir einen Geschlechter-Rollback“, stellt Daniela Thörner fest, die das als Expertin und Mutter beschäftigt. „Parallel reden wir darüber, was inter- und trans-Kinder sind. Das ist eine unglaublich spannende Zeit in unserer Gesellschaft: Wir sind so normativ wie lange nicht und versuchen gleichzeitig eine Sichtbarkeit für alle Geschlechter zu schaffen.“ Die meisten Eltern wünschen sich für ihre Kinder, dass ihnen alle Wege offen stehen und sie ihre Persönlichkeit frei entfalten können. Dazu gehört auch die Entwicklung der Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung. Gerade bei diesem Thema ist das leichter gesagt als getan, denn ständig stossen wir auf Stereotype – in der Welt und im eigenen Kopf. Was bedeutet das für das Aufwachsen der Kinder? Welche Rolle spielt Geschlecht dabei, wenn sie sich die Welt erobern? Wie können Eltern und Bezugspersonen mehr Freiheiten für sie schaffen? In ihrem Ratgeber „Mädchen, Junge, Kind“, erschienen im Familiar Faces Verlag gibt Daniela Thörner auf diese Fragen konkrete Antworten und bietet zudem viele Anregungen für eine „Geschlechtersensible Begleitung und Empowerment von klein auf“, so der Untertitel. Die Illustratorin Slinga hat dazu fröhlich-freche Bilder gestaltet. Kurz und knapp bietet das Buch eine Einführung in die Begriffe und Dimensionen des Themas und schlägt dann schnell den Bogen von der Theorie zur Alltagspraxis, denn hier liegt ganz klar der Fokus. Wir haben die Autorin nach ihren Erfahrungen und top Tipps befragt.

Daniela Thoerner
Daniela Thörner ist Sozialpädagogin, Diversity-Trainerin und Sexualpädagogin (© Mika Wisskirchen)

Daniela, wie bist du zum Thema „geschlechtersensible Erziehung“ gekommen?

Ich bin seit vielen Jahren in dem Bereich unterwegs. Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt sowie Antidiskriminierungsarbeit sind mein Schwerpunkt. Ich komme aus dem praktischen Arbeiten mit pädagogischen Fachkräften und Eltern – als Bildungsreferentin, Diversity-Trainerin, Sexualpädagogin und in den Online-Angeboten bei Sonnenscheinzeit. Immer geht es darum, wie wir Situationen im Alltag gestalten. Zum Beispiel konkret: Mit dem Kind auf dem Spielplatz, was mach ich denn da?

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Warum ist es grundsätzlich wichtig, dass sich beim Umgang mit Kindern etwas ändert?

Als Erwachsene schliessen wir im Alltag immer wieder Türen für Kinder, ohne dass wir das wollen. Obwohl wir uns wünschen, dass sie sich ganzheitlich und frei entwickeln, machen wir ihre Welt kleiner. Genau hinzugucken und das zu erkennen, macht die meisten Menschen traurig, motiviert sie dann aber auch, es anzupacken. Das immer wieder zu sehen, ist etwas, was mich sehr bewegt. Es geht darum die alltäglichen Momente zu entdecken, in denen Geschlechternormen wirken. Wenn wir diese erkennen, können wir etwas verändern und Kindern mehr Freiraum zur Identitätsentfaltung geben.

Eine häufig geäusserte Sorge zum Thema Geschlecht lautet: Können wir Kinder damit nicht überfordern?

Die Kinder wollen das alles wissen! Denn sie merken, Geschlecht wird permanent benannt. Wir sagen: der Junge auf dem Roller, die Toilette für Frauen usw. Daher wollen sie es auch ganz genau verstehen, was das bedeutet. Die Welt ist in so vielen Dingen unendlich komplex, da ist Geschlecht nur ein Aspekt. Warum sollten wir sie ausgerechnet damit überfordern?

Slinga
Slinga, aus: Daniela Thörner: „Mädchen, Junge, Kind. Geschlechtersensible Begleitung und Empowerment von klein auf“ © Familiar Faces Verlag

Was hast du erlebt, seitdem du dich bewusst für geschlechtsoffene Erziehung stark machst? Kannst du von Glücksmomenten berichten?

In manchen Momenten bin ich ganz warm berührt: In allen Fällen, wo es Menschen gelingt, über Kinder nachzudenken, statt über Junge oder Mädchen, entstehen ganz andere Ergebnisse. Denn sie sind viel näher an dem, worum es wirklich geht: um die einzelnen Individuen, die in bestimmten Entwicklungsphasen sind. Die Frage sollte konkret lauten: „Was braucht dieser junge Mensch gerade?“ Das ist gerade bei Spielzeug und Kleidung ganz wichtig. Zum Beispiel heisst die Frage dann nicht: „Was ziehe ich dem Mädchen an?“, sondern: „Was ziehe ich dem Kind an, das gerade Krabbeln lernen will?“ So entstehen die viel relevanteren Fragen, also wenn ich nicht beim Geschlecht bin. Daher ist es so wichtig, dass wir auf die Sprache achten. Denn sie benennt so oft Geschlecht, wo es dem Inhalt gerade gar nicht weiterhilft. Wenn wir an dieser Geschlechterfrage kleben, schränken wir schon im Kopf unser Tun ein, weil wir manche Dinge gar nicht mehr denken. Wenn ich in einen Spielzeugladen gehe, bekomme ich die Frage gestellt: „Junge oder Mädchen?“ Stattdessen können wir fragen: „Was ist die Vorliebe des Kindes? Was hat es schon? Wobei hat es besonders viel Spass?“ So geht es beim Aussuchen von Spielzeug um das Kind, also um dieses eine. Bei Rosa oder Blau geht es gar nicht um das Kind, sondern um Stereotype.

Aber was sind passende Geschenke zum Nachwuchs, wenn ich über das Kind (noch) gar nichts Konkretes weiss – zum Beispiel wenn der Anlass die Babyparty oder die Geburt ist?

Beim Geschenk zur Geburt sollten wir, die Erwachsenen, mitdenken. Dabei stellen sich ganz pragmatische Fragen: Welches Spielzeug macht angenehme Geräusche? Was gefällt den Eltern oder Bezugspersonen – auch noch, wenn das Spielzeug möglicherweise im Dauereinsatz ist?

Ich empfehle zum Beispiel verschiedene Grüntöne oder Holzfarben – das ist auch geschlechtsneutral.

Für ganz kleine Kinder ist häufig etwas ganz Einfaches spannend – oft etwas, das wir Erwachsene vielleicht langweilig finden. Sehr bunte Sachen überfordern Babys erst einmal, dagegen sind Spielzeuge mit wenigen Farben oder einem klaren Kontrast gut. Wenn Dinge zu viel auf einmal können – laute Geräusche, bunte Farben und verschiedene Formen auf einmal – dann ist das zu viel für die Kinder. Ich empfehle zum Beispiel verschiedene Grüntöne oder Holzfarben – das ist auch geschlechtsneutral. Damit ist ausserdem gleich die Auswahl im Spielzeugshop viel kleiner und das Geschenkekaufen ist leichter.

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Der Zwang über das Geschlecht zusprechen, beginnt schon lange, bevor das Kind überhaupt auf der Welt ist. Wie können wir rund um die Schwangerschaft Klischees vermeiden? Was sind Alternativen zur altbekannten „Was wird’s denn?“-Frage?

Mein Tipp ist zu überlegen, worauf wir beim Fragen neugierig sind. Ein super Gesprächseinstieg wäre: „Wie geht’s dir eigentlich mit deiner Schwangerschaft?“ Dann erfahren wir, worüber die schwangere Person gern sprechen möchte – vielleicht ist es ja ihre Arbeit oder aber dass die Schwangerschaft unglaublich anstrengend ist. Wir können natürlich auch danach fragen, wie es dem Kind geht, wie es sich im Bauch verhält, worauf es reagiert, ob es wohl ein aktives Kind wird usw. So entstehen interessante und persönliche Gespräche.

Wie können wir mit Kindern offen über Geschlecht sprechen? Die wenigsten von uns haben wohl Ungezwungenheit rund um „das da unten“ in ihrer eigenen Kindheit erleben dürfen. Da geht es also auch darum, wie wir mit dem eigenen Schamgefühl umgehen sollen.

Keine Sorge: Kinder sind unglaublich geduldig, uns dabei zu begleiten, wie auch wir lernen. Wir dürfen unsicher sein, stottern oder rot werden. Wir können uns auch entscheiden, wann und wo wir mit unseren Kindern über Geschlecht reden möchten. Dabei merken wir auch, dass Kindern uns auf unsere „Hausaufgaben“ hinweisen. Sie erwarten von uns, dass wir uns auf den Weg machen. Also einfach anfangen! Bei jedem Wickeln wird es leichter, konkrete Worte für Geschlechtsorgane zu nutzen. Und das Kind lernt auch nach und nach, was es hat, dass der komplette Körper wertgeschätzt wird und wie wichtig es ist für alle Körperteile zu sorgen und auf sie aufzupassen. An dieser Stelle setzen wir ein wichtiges Zeichen für Prävention.

Besondere Unsicherheit erzeugt bei vielen Erwachsenen der Umgang mit trans-Personen und dem trans-Sein überhaupt. Wie können wir Kindern auch hier früh Offenheit vermitteln?

Kinder können mit so etwas viel besser umgehen als Erwachsene. Wenn sie fragen: „Ist das da ein Mann?“, sage ich: „Hm, mal gucken. Das kann gut sein.“ Und dann sagen sie, was sie schon über Geschlecht gelernt haben und dass sie es genau wissen wollen. Und ich antworte: „Dann müssen wir mal fragen. Denn das kann die Person nur selbst entscheiden. Und auch für dich darf das niemand entscheiden, das kannst nur du entscheiden. Und weisst du was: Manchmal verändert sich das im Leben.“ Solche Sätze kann man Kindern immer mal wieder sagen. Dann werden sie nicht verwirrt, sondern lernen: Geschlecht ist etwas, das sich bewegt. Ich darf mich unterschiedlich fühlen und anders, als andere denken, wie ich aussehe. Das darf sein. Mit solchen Gesprächen haben wir eine Tür geöffnet und einen Anfang gemacht. Wenn ein Kind darüber sprechen möchte, weiss es, dass du zu dem Thema ansprechbar bist.

SlingaMagic Slinga, aus: Daniela Thörner: „Mädchen, Junge, Kind. Geschlechtersensible Begleitung und Empowerment von klein auf“ © Familiar Faces Verlag

Gilt das auch für das Thema Intergeschlechtlichkeit?

Auch in Bezug auf inter kann ich schon einem kleinen Kind erklären, dass Geschlecht nicht immer eindeutig ist. Manche Menschen sind alles gleichzeitig und können dann genauso entscheiden, wie sie sich fühlen, kleiden und leben wollen. Das kannst du locker auch einem zweijährigen Kind erklären. Wir brauchen keine Angst haben, ein Kind zu überfordern. Wenn es ihm zu viel Information ist, hört es einfach nicht mehr zu. Wenn du das Thema immer mal wieder ansprichst, kommt vielleicht irgendwann mal eine Rückfrage oder Bemerkung und dann merkst du, dass deine Aussagen angekommen sind.

Und wenn ich an meine Wissensgrenzen stosse?

Bei schwierigen Fragen kannst du immer auch sagen: „Das weiss ich gerade nicht, das muss ich erst nachschauen.“ Wichtig ist: Damit übernimmst du die Verantwortung, dich zu dem Thema zu informieren und darauf zurückzukommen, also wieder ein Gespräch dazu anzubieten. Mit grösseren Kindern könnt ihr auch zusammen recherchieren und gemeinsam lernen.

Was tun bei anderen Bezugspersonen, die nicht meine Auffassung und Praxis von geschlechtersensibler Erziehung teilen?

Wir können andere nicht verändern, aber wir können uns verändern und wir können ein Beispiel vorleben. Das beobachten die Kinder dann und sie lernen aus der Beobachtung. Also mach ich einfach, was ich für richtig halte. Manchmal allerdings spreche ich Dinge an – zum Beispiel als mein Kind in den ersten Kita-Wochen ausschliesslich mit Autos spielte. Mein Kind liebt Autos. Aber es malt auch gern, begeistert sich für Puppen, liebt Pferde, kocht, baut Türme und klettert gut. Warum widmete es sich nun täglich stundenlang Autos? Ich ging mit den pädagogischen Fachkräften ins Gespräch und mit meinem Kind. Die Erwachsenen waren sehr überrascht von seiner Interessensvielfalt und merkten, dass sie ausschliesslich Autos anboten, weil das immer angenommen wurde. Mein Kind erklärte mir, dass es wirklich gern in der „Familienecke“ spielen würde, es dort aber sehr stürmisch zuging. Dagegen sei es in der „Autoecke“ so angenehm ruhig, weil da eben nur die Autos wohnten. Es stellte sich heraus, dass es einige schüchterne Kinder gab, die gern in anderen Bereichen spielen wollten, aber von der Energie dort überfordert waren. Deshalb war die „Autoecke“ besonders willkommen. Das passte so treffend auf die Stereotype, dass niemand auf die wirklichen Gründe kam. In den kommenden Wochen achteten die Erwachsenen darauf. Nun spielten mein Kind und auch einige andere Kinder viel abwechslungsreicher. Sie fühlten sich sicherer, in der Kita sie selbst sein zu können.

Nicht alle Konflikte lassen sich durch Nachfragen lösen. Wie reagierst du auf offene Kritik?

In manchen Situationen lasse ich mich auch auf das Gespräch ein und frage: „Was bereitet dir denn Sorgen? Was glaubst du, passiert dann mit den Kindern?“ Oft sind die Sorgen die gleichen wie bei mir – nur dass ich anders damit umgehe. Dann erkläre ich, warum ich Kindern zum Beispiel eine Sprache für ihre Geschlechtsorgane gebe. Denn die Sprachlosigkeit, mit der auch ich aufgewachsen bin, ist fatal. Wenn ich mit anderen Eltern mit offenem Herzen gesprochen habe und sie auch ihre Gedanken geteilt haben, dann beginnt bestenfalls ein Prozess. Und wenn wir uns wieder sehen, haben sie mich vielleicht verstanden. Doch mit manchem Menschen muss man das Thema eben aussparen, wenn wir gar nicht zueinanderfinden.

Hast du abschliessend noch einen guten Rat für alle, die sich auch um geschlechtersensible Begleitung von Kindern bemühen?

Mutig sein! Ausprobieren und elegant scheitern! In die Überforderung hinein entspannen! Kinder sollten sehen, wie wir aus unseren Fehlern lernen – und unsere Kinder mit uns. Daher sollten wir unbedingt Fehler machen. So können sie erleben, wie wir eine Situation auflösen. Aus diesem Prozess lernen Kinder so viel. Wenn wir alle kleine Schritte gehen, dann wird das was – alles im Sinne der Kinder!

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