„Sie gehen zwei Monate in Elternzeit? Als Vater? Unverschämtheit!“ RUMMS! Die Empörung darüber, dass mein Mann im ersten Babyjahr für unsere Familie da sein wollte – die war von manchen seiner Klienten verdammt gross! Und ich sage hier bewusst Klienten, denn es waren vorwiegend Männer, die den Lauten gemacht und sich darüber beschwert haben! Selbst beim Tippen dieser Zeilen schüttele ich noch mit dem Kopf und denke: Herzlich willkommen in der Moderne, Leute! Der Mann arbeitet, die Frau hütet die Kinder – Denkstrukturen der 50er Jahre. Bis heute sind sie offenbar noch in vielen Köpfen tief verankert. Dabei müssten wir doch so viel weiter sein, oder nicht? Für mich waren diese Reaktionen eine Art Eye-Opener. Ich dachte immer, dass Gleichberechtigung in der Elternschaft etwas ganz Normales sei – schliesslich lebe nicht nur ich sie, sondern auch viele meiner Freundinnen. Was ich damit meine? Beide Elternteile übernehmen die Care-Arbeit, gehen Einkaufen, Kochen, teilen sich die Familienplanung oder nehmen Vaterschaftsurlaub. Ganz selbstverständlich eben. Lebe ich vielleicht in einer Blase? Ist Elternzeit als Vater auch 2021 noch die Ausnahme? Sind wir etwa weit weg von einer gleichberechtigten Elternschaft? Ich wollte von meiner Freundin Sonja Rakow, die mit ihrem Unternehmen FamilyFit in Kiel Eltern-Kind-Kurse anbietet, wissen: Wieviele Männer sind bei dir in den Kursen, Sonni? Die Antwort – ernüchternd: schätzungsweise 15-20 Prozent. Puh! Ziemlich wenig, finde ich.
