(Kerstin) Meine Eltern und Schwiegereltern waren immer ein wichtiger Stützpfeiler in meinem Leben als siebenfache Mutter, da ich immer auf deren Unterstützung angewiesen war. Ich hätte nicht ein Kind nach dem anderen bekommen und auch nicht mehr als Hebamme arbeiten können, wenn sie nicht da gewesen wären. Bei jedem neuen Kind, das in unsere Familie geboren wurde, kam meine Mutter angereist, um den Laden zu schmeissen. Eigentlich wusste nur sie ganz genau, was ich brauchte, um mich von den Geburten zu erholen.
Ich erinnere mich noch an die riesigen Kochtöpfe meiner Schwiegermutter, die mit Suppe gefüllt im Wochenbett angeliefert kamen. Was hatte sie nicht alles an Gemüse geschnippelt und Kuchen gebacken, damit wir alle gut versorgt waren. Natürlich hat es da auch mal ordentlich gerappelt im Karton, wenn die Ansichten über Kindererziehung nicht deckungsgleich mit meinen Vorstellungen waren. Ich sage aber: Das ist normal und gehört dazu. Denn Familie ist nicht immer nur schön und eitel Sonnenschein.
Dennoch habe ich die Grosseltern immer als wichtige Bezugspersonen für meine Kinder gesehen und bis heute ist es mir wichtig, dass unsere Kinder regelmässigen Kontakt zu ihnen haben. Weihnachten, Konfirmationen und Geburtstage – alles Feste, die ich mir ohne Omas und Opas gar nicht vorstellen möchte.
Generationswechsel
Mittlerweile hat sich die Form der Betreuung umgekehrt, meine Kinder werden grösser und brauchen eigentlich keine Beaufsichtigung mehr, dafür brauchen diese aber die Grosseltern. Wenn früher meine Mutter mit meinen Töchtern Kekse gebacken hat, backen heute meine Töchter mit meiner Mutter Kekse. Ausflüge macht mein Sohn mit seinem Opa, der auf dem Beifahrer-Sitz von ihm angeschnallt wird. „Sitzt du gut Opa? Passt alles für dich? Hast du dein Trinken dabei?“ Bei diesen Fragen komme ich ins Grübeln denn es ist auch ein Zeichen, dass wir uns mit der Endlichkeit unserer eigenen Eltern beschäftigen müssen.
Ich habe dieses Thema immer gerne vor mir hergeschoben, nun ist es aber an der Zeit, dass wir es als Familie anfassen müssen, damit auch unsere Kinder zum Thema Tod eine vernünftige Beziehung entwickeln und begreifen können, dass es zum Leben dazugehört. Wir haben uns dieses Jahr vorgenommen, dass wir zu Weihnachten unsere Fotokisten vom Dachboden holen und sortieren wollen. Es werden viele Fotos mit den Grosseltern dabei sein, die wir irgendwann ganz schmerzlich vermissen werden
Wir haben unserem MutterKutter-Familiencoach Sascha Schmidt ein paar Fragen zum Thema gestellt. Sascha wurde noch von Jesper Juul, einem der bekanntesten Familientherapeuten, persönlich ausgebildet und hat nicht nur mit vielen Familien gearbeitet, sondern auch zum Thema Grosseltern zwei sehr empfehlenswerte Bücher geschrieben: „Glücksfall Grosseltern” und „Melde dich mal wieder”.