
Das Thema Introversion bei Kindern beschäftigt vor allem Eltern. Auf den ersten Blick wirken sie manchmal verschlossen, auf andere Kinder gehen sie nur zögerlich zu und bei grossen Menschenmassen nehmen sie lieber Reissaus: Introvertierte Mädchen und Jungen brauchen ihre Zeit, um mit unserer lauten, kommunikationsfreudigen Welt auf ihre Weise zurechtzukommen. Dabei können wir Eltern ihnen sehr gut helfen. Gleichzeitig sollten gerade introvertierte Eltern ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen. Wir sagen euch, wie ihr das hinkriegt.
Was ist Introversion eigentlich?
Introversion ist eine angeborene Persönlichkeitseigenschaft, die sich oft schon früh zeigt. Häufig sind introvertierte Menschen zurückhaltend, wirken schüchtern und sind ruhig, das Hauptmerkmal ist aber ein anderes: Introvertierte beziehen ihre Energie aus dem Alleinsein und nicht aus dem Zusammensein mit anderen. Statt im Trubel unterwegs zu sein, bleiben sie lieber zu Hause und brauchen diese Zeit auch dringend, um ihre Batterien wieder aufzuladen.
Introvertierte Kinder spielen lieber alleine als mit vielen anderen und bevorzugen eine leise Umgebung. Dabei fühlen sie sich aber nicht einsam und langweilen sich selten, denn sie denken immer über irgendetwas nach. Sich beharrlich und intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen, das sie interessiert, ist ihre grosse Stärke. Ausserdem sind sie meistens einfühlsam und vorsichtig, denn sie beobachten gerne, was um sie herum passiert, bevor sie selbst aktiv werden.
Natürlich können Introvertierte im Leben genauso erfolgreich sein wie Extrovertierte, sie müssen nur lernen mit ihren Besonderheiten umzugehen.
Gut zu wissen ist auch: Sehr viele Menschen sind sowohl intro- als auch extrovertiert, haben also Anteile beider Ausprägungen. Man nennt das „ambivertiert“. Bei Kindern können ausserdem verschiedene Phasen auftreten.
Die Elternrolle – eine Herausforderung für Introvertierte
Keine Frage, in unsere Elternrolle müssen wir alle erstmal hineinwachsen. Für introvertierte Elternteile gibt es allerdings ein paar besondere Herausforderungen. Zeit für sich alleine, ist nämlich zumindest in den ersten Lebensjahren des Kindes Mangelware. Wer eine eher introvertierte Persönlichkeit hat, kann sich schnell überfordert fühlen, wenn es plötzlich gar keine Pausen mehr gibt und nie Zeit ist, in Ruhe ein paar Gedanken nachzuhängen.
Schwierig kann es werden, wenn der Nachwuchs eher extrovertiert ist. Extrovertierte Kinder schlafen besonders ungern, denn sie lieben es, in Gesellschaft zu sein und haben Angst, etwas zu verpassen, wenn sie alleine im Bett liegen. Am liebsten wollen diese Kleinen ständig beschäftigt werden, unterwegs sein und ihre Freunde um sich haben – anstrengend für introvertierte Eltern! Je unabhängiger die Kinder aber werden, desto einfacher, denn Schule und Hobbys geben ihnen genügend Gelegenheiten, eigene Kontakte zu pflegen, sodass Mama oder Papa nicht mehr überall dabei sein müssen.
Intro-Eltern tun auf jeden Fall gut daran, sich hin und wieder Inseln für sich selbst zu schaffen. Das kann heissen, Unterstützung von Freunden, Babysittern oder Familienangehörigen in Anspruch zu nehmen, aber auch, die Kinder mal mit einem schönen Film oder Hörbuch abzulenken, damit man nachher wieder die nötige Energie für den Nachwuchs parat hat. Weiterer Vorteil: Introvertierte Eltern können introvertierte Kinder besonders gut unterstützen – schliesslich kennen sie sich aus und verstehen manche Reaktionen der Kleinen besser als andere.
Introvertierte Kinder
Viele introvertierte Kinder haben es in der Kindergarten- und Schulzeit gar nicht einfach. Sie werden oft missverstanden und zum Beispiel als schüchtern abgestempelt, wenn sie in Wahrheit nur ganz zufrieden die Welt um sich herum beobachten. Ausserdem brauchen sie in ihrer Freizeit genügend Ruhe. Wer ihre Bedürfnisse ausreichend berücksichtigt, spart sich unnötigen Stress.